Die Blockflöte – weit mehr als nur ein Einsteigerinstrument

recorders-gd22aef8fa_1920
Ein erster Blick auf ihren Ursprung

Zu malen, zu erzählen oder Töne zu erzeugen und als Melodien aneinander zu reihen, damit Stimmung, Emotionen auszudrücken, zu beschreiben und mitzuteilen, – des Menschen ureigenstes Bedürfnis. Und längst bevor die Posaunen von Jericho erschallten oder eine Geige zum Klingen gebracht war erzeugte der Mensch Töne auf Weidenflöten oder ausgehöhlten Tierknochen. Viele Menschen spricht das gerade heute in unserer technisierten Umwelt an, den Atem wieder bewusst fließen zu lassen und der Seele durch Töne Ausdruck zu verleihen.

Vom Luftstrom zum Ton – ein Instrument im Flow mit dir und deinem Atem

Interessant ist vielleicht, wie entstehen denn Töne? Blase ich in ein Rohr hinein, geht die Luft hindurch und nichts wird zum Schwingen und zum Klingen gebracht. Genau, das ist der Punkt! Ein Ton entsteht erst dann, wenn die Luft schwingt. Blase ich nicht in das Rohr hinein, sondern auf die gegenüberliegende Kante, entsteht plötzlich ein Ton! Die geblasene Luft trifft auf die Kante, der Luftstrom teilt sich, ein Teil wird nach außen verwirbelt und der andere Teil in das Rohr, wo der abgelenkte Luftstrom auf die Rohrwand trifft und in Wellen hindurchgelenkt wird. Je nach Durchmesser und Länge des Rohres und je nach Material klingt der Ton, der durch den schwingenden Luftstrom entsteht hoch oder tief, hell oder dunkel, kratzig oder glatt. Jeder kann das ausprobieren! Mit einem Rohr oder einer Glasflasche oder einem Glas… Die Vielfalt in der Vorliebe für Klang und Tonhöhe hat zu einer unglaublichen Vielfalt an Luftinstrumenten geführt, zu hohen oder tiefen, dunklen oder hell klingenden und auch klanglich unterschiedlichen Instrumenten.

Die Panflöte beispielsweise besteht aus aneinandergereihten Röhren aus Holz. Da blase ich in beschriebener Weise auf die gegenüberliegende Kante. Auch das Blasen der Querflöte folgt grundsätzlich genau diesem Prinzip.

Wie ist es denn bei der Blockflöte? Wo ist da meine Kante, an der sich die Luft bricht, um dann weiter zu schwingen? So eine Kante gibt es, die liegt zwischen der Blasöffnung und den Tonlöchern im Oberstück der Flöte. Dort gibt es eine Öffnung mit einer Kante, die man Labium nennt. An der Kante wird die Luft in beschriebener Weise zum Teil nach außen verwirbelt und zum anderen Teil als Welle durch das Instrument gelenkt, wo die Luft am Ende des Rohres als Ton herauskommt. In einer kurzen Flöte ist die Schwingungswelle kurz, dadurch klingt der Ton hell. In einer langen Flöte ist die Schwingungswelle lang, da ertönt ein tiefer Ton. Bedecke ich die Tonlöcher der Flöte, sorge ich dafür, dass das schwingende Rohr mal länger und mal kürzer ist. Und mit diesen unterschiedlich hoch oder tief klingenden Tönen kann ich dann jede Melodie spielen, die ich spielen möchte.

Oft unterschätzt: Es gibt nicht nur „die eine“ Blockflöte!

In der Epoche der Renaissance und der Barockzeit wurde besonders viel Musik für die Blockflöte geschrieben. Das Instrument, für das die Komponisten Konzerte oder Sonaten oder einfache Stücke schrieben, war die Altblockflöte. Der holzig warme Klang des Instruments und die bewegliche Spielweise hat die Menschen begeistert, und wie auch in der Gesangskunst der Countertenöre wurde die aufgeschriebene Musik von dem jeweiligen Spieler virtuos verziert. Dabei wurde und wird die Altblockflöte als Melodieinstrument von anderen Instrumenten begleitet, von einem Cembalo oder einer Orgel, von einer Harfe oder einem Streichorchester.  

Es gibt aber auch viele schöne Stücke, in denen mehrere Flöten zusammenspielen. Es gibt dabei nur ein Problem. Die Altflöte kann zwar hoch und tief spielen, deckt aber gerade mal zwei Oktaven ab. So ein Stimmumfang ist für mehrstimmig zusammenspielende Altflöten zu klein. Was war die Lösung dafür?  Wie wir festgestellt haben, klingen kurze Röhren hoch und lange Röhren tief. Parallel zur Altblockflöte waren schon andere Blockflöten mit verschiedener Länge und  Durchmesser entwickelt worden, die in den mehrstimmigen Flötensätzen nun wunderbar zusammen spielen konnten, eine ganze Flötenfamilie mit Sopranino als kleinster, der Sopranblockflöte als heute bekannter C-Flöte, der beschriebenen Altblockflöte, auch F-Flöte genannt, der tieferen Tenorblocklöte und der für die Basstöne wichtigen Bassblockflöte. Die Sopranblockflöte übernimmt in dieser Musik dann oft die führende Rolle und wird durch die tieferen Flöten harmonisch begleitet, oder die Melodie wandert durch alle Stimmen, und jede Flöte ist mal Melodie, mal Begleitstimme. Es ist ein wunderbares Erlebnis, zusammen in so einem Ensemble zu spielen.

Die Blockflöten wurden und werden grundsätzlich aus Holz hergestellt. Da Holz jahrhundertelang auf dem Flussweg transportiert wurde, gab und gibt es noch heute eine sehr lebendige Blockflötentradition entlang der Wasserstraßen, ganz besonders am Rhein. Und natürlich spielen bei der Materialauswahl die heimischen Hölzer Erle, Birne, Buche oder Ahorn eine Rolle, aber auch Harthölzer wie Rosenholz und Palisander. Aus Kostengründen werden Blockflöten heute aber auch aus Plastik hergestellt.

Warum der Klang noch heute Seele & Ohren begeistert

In den späteren Epochen Klassik und Romantik verlor die Blockflöte erst mal an Bedeutung, weil die Orchesterblasinstrumente entwickelt wurden, die mit Luftdruck gespielt eine größere Reichweite haben und sich im Orchester gegenüber der Streichergruppe durchsetzen können. Bemerkenswerterweise adaptieren diese Orchesterblasinstrumente heute reihenweise die Altblockflötenstücke der Barockzeit. So ist beispielsweise die F-Moll-Sonatine von Telemann für Altblockflöte heutzutage ein wichtiges Stück für Fagott und Posaune und wird selbst in Wettbewerben gespielt. Zunehmend gewann die Blockflöte in der Neuzeit, also ab zweitem Drittel des letzten Jahrhunderts aber selbst auch wieder an Bedeutung. Es gibt Konzerte, in denen beide Blasinstrumentengruppen zusammen eingesetzt werden und für einen wunderbaren reichen Klang sorgen. Es wird jede Menge für die Blockflöte komponiert, Blockflötisten spielen Solokonzerte mit Orchestern oder in verschiedenen Ensemble-Besetzungen in Konzerten, die Blockflöte ist Bestandteil der Instrumentalwettbewerbe, sie wird in den Musikschulen und im Privatunterricht gelehrt und ist Bestandteil der Musikhochschulausbildung. Alles, was dem Menschen gut tut und speziell alles, was mit dem Atem zu tun hat, ist auch Bestandteil therapeutischer Behandlungen, und auch da spielt die Blockflöte eine wichtige Rolle.

Alle die verschiedenen Blockflöten kann man also lernen. Das Instrument ist schnell zusammengesteckt, leicht überall mit hinzunehmen, nachbarverträglicher als die lauten Orchesterblasinstrumente und ohne große Vorbereitung zwischen verschiedenen Alltagstätigkeiten zu spielen. Zudem sind die Grundzüge leichter zu erlernen als die Grundlagen auf den nur mit Widerstand zu spielenden Orchesterblasinstrumenten. Dies hat der Blockflöte den Ruf eingebracht, sie wäre ein nicht ernst zu nehmendes Kinderinstrument. Schade ist es, wenn sie wirklich so angesehen wird und nur solange gelernt wird, bis Weihnachtslieder gespielt werden können,- und man sie dann wieder Beiseite legt. Jedes Instrument kann gut oder schlecht gespielt werden. Auf jedem Instrument gibt es eine Meisterschaft, jedes Instrument eröffnet viele Möglichkeiten, sich auszudrücken, den spezifischen Klang durch den Atem zu entwickeln, die Seele zum Schwingen zu bringen und mit Musik anderen und sich selbst Freude zu machen.

Welche Anforderungen stellt die jeweilige Flötenart an mich?

Um das Verständnis für die Flöte grundsätzlich zu bekommen, um das Prinzip von Tonaufbau, Rhythmus, Atem und musikalischer Gestaltung zu entwickeln, ist es sinnvoll mit der Sopranblockflöte zu beginnen und dann die Altblockflöte ergänzend zu erlernen. Vor allem für Kinder, die in der Regel mit 6 Jahren mit der Sopranblockflöte beginnen können und deren Hände bis ca. 9 Jahren noch zu klein sind für die weiter auseinanderliegenden Tonlöcher der Altblockflöte.

Die Sopranblockflöte basiert auf dem c1 als tiefstem Ton und umfasst zwei C-Dur-Tonleitern, die Altblockflöte basiert 5 Töne tiefer auf f als Grundton und umfasst zwei F-Dur-Tonleitern. Die Altblockflöte verknüpft die Griffe mit den Noten anders als die Sopranblockflöte und wird somit anders gelesen und eigens gelernt. Alternativ lassen sich die musikalischen Strukturen aber auch gleich mit der Altblockflöte erlernen. Das ist letztlich eine Frage des Geschmacks und des Herzens.

Die Tenorflöte basiert auf dem Prinzip der Sopranblockflöte und die Sopranino auf dem der Altblockflöte. Beide sind eine Erweiterung zu den oben genannten.

Anders ist es bei der Bassblockflöte, die zwar grifftechnisch wie die Altblockflöte gespielt wird, für die aber das Lesen Lernen des Bassschlüssels notwendig ist.

Um die Parameter der Musik und der spezifischen Spielweise der Blockflöte in ihrer Vielfalt zu erlernen kann man bei durchschnittlichem Lerntempo von drei Jahren als Lernzeit ausgehen. Sie sind in jedem Alter zu erlernen oder wieder aufzunehmen. Ein Wiedereinstieg ist jederzeit möglich, in jedem Alter und, gerade in Zeiten von Online-Unterricht, an jedem Ort!

Schau dir hier unsere Blockflöten-Coaches an und sichere dir direkt ein Einführungsgespräch!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert